Leben nach dem inneren Drehbuch

Familienskipt

Manchmal verfolgen wir Ziele nach einem inneren Drehbuch. Wenn es zum Beispiel in der Familie eine zentrale Botschaft gibt: „Wir sind erfolgreich.“ oder „Alle für den Familienbetrieb.“ oder „Die Reichen stinken ich bleibe Arm.“ oder „Seit Generationen sind wir Rechtsanwälte, Bauern, Kaufleute … – du also auch!“

Und da gäbe es noch viele unterschiedliche Drehbücher oder unausgesprochene Familienskripten die wir alle in gewisser Art und Weise mitspielen oder gar das komplette Gegenteil projizieren.

Was treibt uns dazu, diese Drehbücher unbewusst zu verfolgen? Oft ist es die Angst zu scheitern, nicht mehr dazu zu gehören oder aber auch nicht mehr geliebt zu werden. Denn die Liebe des Vaters geht zum Beispiel ganz klar in seinen Beruf. Er widmet diesem seine Aufmerksamkeit und dieser hat für ihn einen großen Wert. Wie kann dessen Kind ihn also erreichen? Indem es sich auf seine Werte einlässt – in diesem Beispiel der Beruf. Also möchte das Kind evtl. auch Arzt oder Rechtsanwalt oder Bauer werden um dazu zu gehören. Um etwas mit dem Vater gleich zu haben.

Schlicht gesagt: Um dazu zu gehören und die Bindung zu sichern.

Dabei vergessen, verleugnen oder missachten viele Kinder (klein oder erwachsen) deren eigene Wünsche, Vorlieben oder Werte.

Manchmal werden die Wünsche/ Erwartungen der Eltern direkt ausgesprochen. „Ich möchte, dass du einen ordentlichen Beruf wählst und Anwalt wirst.“ oder „Du übernimmst unser Familienunternehmen.“ Je konkreter die Erwartungen der Eltern, desto schwieriger und schmerzlicher ist es sich diesen Aufträgen als Kind zu widersetzen. Gerade leistungsbezogene Aufträge werden oft deutlich kommuniziert.
Oft haben Eltern konkrete Wünsche an deren Kind – meist welche, die sie selbst früher glücklich gemacht haben oder hätten.
Manchmal sind diese Erwartungen/ Botschaften der Eltern sehr wirkmächtig, sodass sie bewusst oder unbewusst das Leben der Kinder dominieren. Manche Kinder verfolgen bis ins erwachsenenalter Ziele, die ihnen fremd erscheinen und sogar schaden. Sie betreiben Sportarten die ihnen keine Freude bereiten, arbeiten in Berufen, die ihnen nichts geben oder führen toxische Beziehungen.

Zum Problem werden diese Wünsche dann, wenn es die Kinder überfordert. Wenn das Individuum Kind andere Stärken hat und sich schlichtweg verbiegen muss. Dann können durch unterdrückte Emotionen körperliche Symptome und Krankheiten auftreten. Dann spricht der Körper. Weil die eigenen Identität übergangen wurde und oft gar nicht bewusst erkannt wird.

Komplizierter wird es, wenn Kinder nicht nur Erwartungen und Botschaften ausführensondern auch noch Leitmotive oder emotionale Aufträge das Leben der Kinder prägen. Diese Lebensthemen können so beeinflussen, dass sie gar nicht in der Lage sind die Zusammenhänge zur Geschichte der Familie zu erkennen.

Dann kann die Vernachlässigung eines Mädchens von ihrem Vater sich auf wiederum ihre Tochter und Enkelin auswirken und eine Verachtung gegenüber dem männlichen Geschlecht zeigen. Sodass diese Frauen zwar Beziehungen führen, den Männer aber weder Achtung noch Anerkennung noch Wertschätzung geben. So wird jegliche Beziehung unglücklich ohne genau zu wissen woher das kommt.

Ein anderes Beispiel: Eine Uroma ist im Kindsbett bei einer Geburt gestorben und dieses traumatische Erlebnis wird als gefährlich abgespeichert. So kann es sein, dass die Tochter oder Enkelin nicht schwanger wird obwohl die Schulmedizin keine körperlichen Ursachen finden kann.

Die Bandbreite an unaufgelösten emotionalen Erfahrungen ist groß. Diese Erfahrungen kann man sich wie Geschichten von Erlebnissen vorstellen, die noch kein Ende bekommen haben.

Ich traue mich zu behaupten, dass alle schmerzlichen Geschichten die noch kein Ende bekommen haben, Auswirkungen auf die Folgegenerationen hat.

Familienskripten können also, wenn sie nicht bearbeitet werden, große Auswirkungen auf das Leben haben und damit das Leben, Beziehungen aber auch Berufswahl stark beeinträchtigen.
Manche Menschen können damit lange leben und sich unglücklich dabei fühlen. Andere wiederum können psychische Krankheiten entwickeln.

Was kann dabei helfen?
Hinterfrage und beobachte dein Leben, deine Beziehungen, dein möglichen wiederholten Muster, deine Befindlichkeiten und Erlebnisse.

Familienrollen oder unaufgearbeitete Geschichten erkennen und zu verlassen scheint oft schwieriger als es ist. In einer Begleitung können die verletzten Anteile, Sehnsüchte und Wunden untersucht und mit Unterstütuzung in einem sicheren Rahmen verarbeitet werden. Dabei geht es auch darum welche Wünsche und Bedürfnisse oder Werte der Mensch hat und leben möchte – uneingeschränkt von transgenerationalen Skripten.

Ganz wichtig ist es, Frieden mit der Vergangenheit und sich und seinem Leben zu schließen und sich zu erlauben neue Wege ein zu schlagen – quasi ein neues Drehbuch zu schreiben.

Familienmuster können sich unterschiedlich zeigen: zum Beispiel
– unglückliches Leben
– das Gefühl den falschen Beruf oder den falschen Partner zu haben
– das Gefühl zu haben ständig Erwartungen zu erfüllen oder ständig viel zu müssen
– die Beziehung zur Familie zu eng oder zu fern – als gewünscht
– plagende Schuldgefühle zu haben ohne zu wissen warum
– wiederkehrende Erlebnisse oder Konflikte
– gibt es Familiengeheimnisse oder Erlebnisse die totgeschwiegen werden
– gibt es in der Familie Sucht, Gewalt oder Suizid
– usw