Beziehung und Trauma

Beziehung und Trauma

und wie sich die eigene Geschichte auf die jetzigen Beziehungen auswirken kann.

Dies ist ein sehr komplexes Thema und ich versuche mit diesem Beitrag etwas mehr Verständnis für die Wirkung von Traumen auf die Beziehungen zu schaffen.

In meiner Praxis arbeite ich auch mit Paare und bemerkte dabei immer wieder, wie sich Beziehungsdynamiken auswirken.

Wie sich vergangene Geschichten auf die Probleme der Paare im Jetzt auswirken und welche Zusammenhänge wir oft gemeinsam entdecken.

Hier fehlt oft ein Wissen um Trauma und die damit verbunden Dynamiken die dabei entstehen.
Leider resultieren daraus viele Verhalten, die Beziehungen splitten und beenden lassen. Und damit manchmal sogar im Unglück hängen bleiben.
Um dies transformieren zu können braucht es ein tiefes Verstehen für die verletzten Wunden, die ungelösten Emotionen und die damit verbundenen Schutz- und Verarbeitungsstrategien.

Symptome für Partnerschaften in denen Trauma zu finden ist:

—> ständig, wiederholte, intensive Konflikte, die enorm kraftraubend sind und immer wieder tief verletzen.
Dabei scheint es, dass diese Konflikte nicht lösbar sind. Man fühlt sich wie in einer Sackgasse oder als würde man gegen eine Wand laufen.
Daraus resultiert ein Verstummen bis hin zur Resignation und dem Rückzug.

Dabei entstehen – oft unbewusst – immer wiederkehrend tiefe Verletzung.

—> Schwierigkeiten im gemeinsamen Fluss zwischen Nähe und Distanz zu sein.
Oft nehmen sich Paare dabei unglaublich verschmolzen wahr und im Handumdrehen geschieht wieder Kontaktabbruch. Welcher beide voneinander isoliert.

Fakt ist, dass unverarbeitete Traumen sich destruktiv in Beziehungen auswirken.

Denn unverarbeiteten Empfindungen sind triggerbar und können in Partnerschaften alte Traumen auslösen.

Dadurch kommen frühere Schutzstrategien zum Vorschein und übernehmen ganz intuitiv die Führung. Diese reagieren um etwas zu kompensieren und um sich zu schützen.

Manchmal trägt nur eine Person Unverarbeitetes in sich, oft sehe ich in der Praxis zwei Verwundete und dann wird’s komplexer.

Hier ein Beispiel aus der Praxis:
Die Namen sind aus Schutz verändert worden. Ich nenne die beiden hier Thomas und Bernadette.

Bernadette ist gelegentlich beruflich unterwegs und kehrt nach ein paar Tagen wieder in die gemeinsame Wohnung zurück. In der Zeit der Abwesenheit entsteht eine gewisse Anziehungskraft zwischen Thomas und Bernadette. Sie schreiben sich, sie telefonieren und flirten dabei gerne miteinander. Sie vermissen sich und freuen sich auf das baldige Wiedersehen. Vorfreude entsteht und der Tag des Wiedersehens sehnen beide herbei.

Doch beim Wiedersehen entsteht Unsicherheit, der Blickkontakt ist nicht möglich, Küsse oder Berührung finden nur mechanisch statt. Durch die Unsicherheit und die davor zelebrierte Vorfreude entsteht Enttäuschung. Diese bringt Wut zum Vorschein und daraus resultiert ein Rückzug.

Hier hat irgendetwas beide getriggert, was mächtiger war als das Bewusstsein.

Ganz automatisch fuhr jeder seine Schutzstrategien hoch und reagierte in deren gelernten Mechanismen.

Zu Beginn reagiert Thomas mit Rückzug und Unverständnis. Er fühlte sich falsch. Bernadette fühlte sich nicht wertgeschätzt, denn die Wohnräume waren nicht aufgeräumt und es herrschte Chaos. Beide waren enttäuscht über das Erlebte.

Je mehr wir uns gemeinsam mit den Triggerpunkten beschäftigt haben, desto mehr konnte Bernadette die Rolle der Beobachterin einnehmen. Dies gab ihr das Gefühl der Selbstermächtigung und fasste damit Mut, um mit Thomas darüber zu sprechen.

Auch Thomas gewann Orientierung und Hintergundinformationen über die Reaktionen beider. Somit war er offen für das Gespräch mit Bernadette. Beide konnten dabei gut bei sich bleiben und reagierten in diesem Gespräch nicht als Verletzter und ohne Verteidigungswunsch.

Dadurch entstand beidseitiges Verständnis und ehrliches Feedback, welches beiden half Orientierung zu schaffen.

Denn die Wunden, die Emotionen und Verletzungen die bei beiden auftraten kannten Sie schon von viel früher.

Bernadettes Mutter reagierte ähnlich wie sie auf die Rückkehr des Vaters von Auslandsaufenthalten und Thomas reagierte ähnlich wie sein Vater, welcher von seiner Mutter nie ernst genommen wurde.

Wenn beide also nicht in die Beobachtung und Orientierung gekommen wären, dann könnte dies zu wiederkehrenden Konflikten führen. Welche dann die Zueinanderbewegung gefährden und somit zu einer Trennung führen könnte. Ferngesteuert von alten Erlebnissen und regierenden Schutzstrategien, die im Jetzt genauso automatisch aktiviert werden.

Wenn einer sich unbewusst in der Flucht versteckt, dann kann er damit den Partner beängstigen und somit kann unbewusster Rückzug beidseits stattfinden.

Dies kann zu einer unausgesprochene Vereinbarung führen, wenn beide Partner nicht bereit sind, sich diese Hintergründe an zu sehen. Welche wiederum zu Entbindung führen kann.

Stell es dir so vor, als würde dabei immer eine gewisse Hürde oder Mauer zwischen den beiden liegen die schon so bekannt ist, dass sie gar nicht mehr auffällt, sondern schlicht weg dazu gehört.

Deswegen gelingt es manchen Paaren jahrelang in dieser Beziehungsdynamik oder unausgesprochene Vereinbarung zu harren. Auch wenn es unangenehm oder gar schmerzhaft ist. Doch bietet dies vielen eine Art Schutz.

Manchmal scheint es diese Vereinbarung oder den Schutz leichter aufrecht zu halten als sich mit den Themen dahinter auseinander zusetzen.

In der Praxis erlebe ich immer wieder, dass der Schein trügt. Gewohnheit bedeutet Schutz und für den Schutz tut unsere Gehirn ganz viel. Wenn man sich jedoch einmal in einer sicheren Umgebung und liebevollen Begleitung traut, hinter die Kulissen zu blicken, dann sind dort oft wahre Schätze zu finden und Transformation gelingt oft viel leichter als man jemals dachte.

Topf und Deckel finden sich, weil deren Biografien zusammenpassen. Sensible traumatisierte Nervensystem haben ganz feinfühlige Antennen und irgendetwas im Inneren findet im Gegenüber etwas, was ihm bekannt ist.

Bekannt = gewohnt = sicher.

Diese können andere Menschen in deren Dynamik sehr gut fühlen.

Weil etwas im Inneren weiß, darauf hab ich eine Antwort, darauf habe ich Strategien, da weiß ich wie ich mich zu verhalten habe.
Oft ist dies ein ganz paradoxer Rahmen – durch die Gewohnheit fühlt man sich jedoch sicher.

Das ist der Grund warum sich häufig Paare riechen und lieben lernen.

Ungelöste Traumtische Erfahren spielen eine große Rolle in der Paarfindung.

Jeder Mensch interagiert aus seiner Erfahrung/ Interpretationen wenn diese nicht reflektiert sind.

Ein Merkmal für ungelöste Traumen könnte sein, dass diese Person nicht reflektiert ist und dafür auch nicht offen ist. Erst nach einer Reflexion kann der Heilungsprozess beginnen.

Daher ist der erste Schritt sein Bewusstsein zu erlangen, sich selbst beobachten zu lernen, es annehmen und den Partner ebenso wertfrei kennen zu lernen.

Jeder einzelne für sich, sich selbst zu begegnen. Um dabei herauszufinden was er für die eigenen Heilung benötigt. Sodass jeder jenseits von altbewährten, altbekannten und altgelernten Erlebnissen und Verhaltensweisen lernt neu zu reagierten..

Wenn jeder bereit ist, sich selbst in seiner Verletzlichkeit zu begegnen und dadurch neue Verbindung stattfinden kann, dann hat dies eine unglaublich heilsame Kraft.

Trauma entsteht oft in Verbindung und führt zu Entbindung – Traumafolgen heilen/integrieren sich in Verbindung.

In der Beziehung liegt die Chance die alten Erfahrungen neu zu verhandeln. Die sich heute nicht wiederholen müssen.

Dazu braucht es Bereitschaft, Reflexion, Mut, Offenheit, Verletzlichkeit, dem anderen sich zu zeigen, Achtsamkeit, die Hilfe des anderen an zu nehmen, um sich neu betrachten zu können. So können neue Verhalten entstehen.
Bringt eine neue Qualität an Verbindung hervor und ist eines der größten Geschenke.
Wenn du dabei überfordert bist, heißt das nicht, dass es nicht scharfbar ist!
Hol dir Unterstützung und lass dich begleiten.

Öffne dein Herz für dich!

Egal wie verfahren die Situation ist – wenn du eine Entscheidung für dich triffst, ist es nie zu spät!