Wenn der Körper auf Stress reagiert

Manche Menschen wirken auf mich wie sogenannte Wunderwuzis. Sie haben Familie, sind im Beruf sehr engagiert, sind sportlich aktiv, vielleicht sogar in Vereinen tätig oder kümmern sich intensiv um Familienmitglieder. Dinge die Kraft geben aber auch Kraft kosten können und wie bei vielem macht die Dosis das Gift.

Denn viele spüren trotz jahrelanger Belastung nichts – bis die Belastung zu viel wird, die Kraft nachlässt oder sich eine Lebenssituationplötzlich verändert. Die körperlichen Symptome beginnen meist ganz leise und werden immer lauter. Menschen klagen zum Beispiel über Herzrasen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit und können diese Symptome nicht zuordnen.
Oft sind das die ersten Anzeichen, dass das System zu kippen beginnt. Überforderung zeigt sich nicht nur psychisch sondern eben auch physisch. Die Kunst ist es diese Signale zu verstehen und auf den Körper zu hören und reagieren. Besser früher, als zu spät!

Warum kann ich nicht aufhören?
Wie kommt es dazu, dass sich manche Menschen mehr aufladen als sie tragen können? Sich schwer tun Verantwortung abzugeben oder Unterstützung anzunehmen?
Es liegt viel an der Art wie wir von Geburt an lernen. Wir lernen stets von unserem Umfeld. Als Kind sind das unsere Eltern oder nahen Bezugspersonen. Von Ihnen lernen wir nicht nur zu gehen oder zu essen sondern auch zwischenmenschliches – den sogenannten sozialen Umgang. Je nachdem wie unsere Bezugspersonen mit sich selbst, mit uns oder mit anderen Familienmitgliedern umgehen, all dies beobachten wir, lernen es und handeln nach diesen Vorbildern.
Haben wir beispielsweise „unerreichbare“ oder gewalttätige Bezugspersonen, dann lernen wir sehr bald auf uns selbst zu sehen. In noch stärker ausgeprägter Form sogar noch für jemand anderen, dem Unrecht widerfährt, Verantwortung zu übernehmen. Verhaltensweisen die für ein Kind schlicht weg zu viel sind. Im Erwachsenenaltern kann es sein, dass wir damit weitermachen oder es sogar intensivieren, weil wir es so gelernt haben.
Nicht nur dass wir weitermachen, hier wirken auch noch ursprüngliche Grundbedürfnisse. Eines dieser Grundbedürfnisse ist Integration – also das Dazugehören zu einer Gruppe. Und dafür tun wir sehr viel. Wir wollen gesehen und geliebt werden. Manche haben in sich abgespeichert, dass sie für Zugehörigkeit viel leisten müssen.
Die Folgen davon können u.A. Überforderung, Burnout, Depression, Neurosen, Phobien aber auch körperliche Symptome sein.

Was brauche ich um wieder zu mir zu finden?
Zu Beginn ist es wichtig diese Strukturen zu erkennen vielleicht sogar sie verstehen zu können. Es geht darum, die Symptome anzunehmen und bereit für Veränderung zu sein.
Manchmal braucht es für eine Veränderung, sich dieser Erkenntnis zu stellen, den Schmerz anzunehmen und durchzugehen. Manchmal braucht es eine Lösung von tiefen Skripten die in uns gespeichert sind und wirken.

Selbstliebe und Selbstfürsorge sind hierbei wertvolle Schlüssel. Sich selbst mehr Wert zu sein – sich selbst Zeit, Liebe, Aufmerksamkeit, Ruhe eine Auszeit oder was auch immer zu schenken, fällt manchen schwer. Denn wir denken es sei egoistisch nein zu sagen, egoistisch auf die eigenen Bedürfnisse zu hören.

Wir haben nur ein Leben, einen Körper. Dieser Körper wird in östlichen Kulturen als Tempel bezeichnet. Wenn dieser Tempel Risse bekommt, bröckelt oder Dachziegel Löcher bekommen, dann muss er saniert werden. Wenn wir jedoch davor schon beginnen dieses Haus immer wieder in Stand zu halten, dann werden wir ein langes Leben in diesem Haus führen können und müssen weniger Arbeit in die Sanierung investieren.

Es liegt an dir welchen Weg du wählst. So oder so, braucht dein Tempel deine Aufmerksamkeit um dich ein Leben lang vor „Kälte, Hitze, Stürme oder Regen“ zu beschützen.